von Arndt Peltner (info@radiogoethe.org), 6. Dezember 2023
Am Freitag vor dem ersten Advent wird traditionell der Nürnberger Christkindlesmarkt eröffnet. Ein weltbekannter Weihnachtsmarkt, den ich, als ich noch in Nürnberg lebte, vor allem weitläufig umging, und das, obwohl ich direkt in der Altstadt der Noris wohnte. Zu voll, zu viele Touristen, zu kitschig, so gar
nicht mein Ding.
1996 kam ich zuerst nach San Francisco, bevor ich kurz darauf in Oakland landete, hängen blieb und noch immer hier lebe. Die Hälfte meines Lebens bin ich schon hier und vieles hat sich seitdem für mich verändert. Allen voran mein Blick auf meine Heimatstadt Nürnberg, hier in der Fremde habe ich verstehen gelernt, was dieses Wort “Heimat” bedeutet, wie wichtig die eigenen Wurzeln sind, wie sehr man von dem Umfeld geprägt wurde, in dem man aufgewachsen ist. Und ja, dieser Text dreht sich um Weihnachten, mittlerweile gehe ich
während meiner jährlichen Vorweihnachtszeitbesuche in Nürnberg gerne auf den Christkindlesmarkt, treffe langjährige Freunde und alte Bekannte, die früher auch nie auf den Markt der Lichter gingen, für einen oder zwei Becher Glühwein.
Da traf es sich gut, dass nur einen Tag nach der feierlichen Eröffnung des “world famous Christmas Markets” in der alten Heimat, hier in der neuen Heimat der “East Bay Weihnachtsmarkt” auf dem Areal des historischen Altenheimes in Oakland stattfand. Ein passender Ort, der seit weit mehr als 100 Jahren ein Anker für die deutschen Immigranten am Golden Gate und der seit einigen Jahren mit dem Excelsior German Center zum wichtigen Zentrum der gegenwärtigen deutschen Gemeinde geworden ist. Um es gleich vorweg zu
sagen, es war ein besonderes Erlebnis. Im unteren Saal, der Prior Hall, waren Stände aufgebaut, viele Besucher saßen an den Tischen, unterhielten sich, genossen diese besondere vorweihnachtliche Atmosphäre im Kreis von alten Freunden und Bekannten. Im Courtyard sangen Kinderchöre, der Deutsche Musikverein spielte Weihnachtslieder, es duftete nach Glühwein, Bratwurst und Süßem. An verschiedenen Ständen wurden Weihnachtsdekoration und mögliche passende Geschenke angeboten. Alles passte und ergänzte sich auf wundersame Weise.
Kinder liefen fröhlich durch die Gegend, Erwachsene nippten an ihren Getränken, lachten, tauschten sich aus, genossen ganz offensichtlich diese vertraute Stimmung. Viele hatten ihre amerikanischen Partner und Freunde mitgebracht, um ihnen genau “das” einmal zu zeigen.
Etliche der Älteren, die zum Teil über viele Jahrzehnte am aktiven Aufbau und der Pflege der deutschen Gemeinde vor Ort mitgeholfen hatten, waren sichtlich gerührt von der großen Resonanz auf diesen ganz besonderen Weihnachtsmarkt in Oakland. Zahlreiche freiwillige Helfer und Helferinnen hatten es möglich gemacht, dass man hier vor Ort feiern konnte.
Als ich nach etlichen Stunden, nach vielen Gesprächen, aufmerksamem Zuhören und zwei Glas Glühwein das festlich geschmückte und mit vielen Lichtern dekorierte Areal verließ, wurde mir erneut klar, dass die deutsche Gemeinde am Golden Gate lebendig und voller Tatendrang ist. Ja, vieles hat sich verändert, der Fokus liegt vielleicht nicht mehr so auf den einst großen und wichtigen Vereinen, die lange Zeit alles fernab der alten Heimat zusammen gehalten haben. Doch zwischen Tradition, einer langen Geschichte der
deutschen Immigranten vor Ort, aber auch einem vielbeachteten Filmfestival und innovativen und kreativen Ideen junger Techies und Künstler, wird es immer einen Platz für einen Weihnachtsmarkt geben. Einem deutschen Weihnachtsmarkt mit Liedern, Lichtern, Glühwein, Bratwurst und Lebkuchen.
Das mag kitschig klingen, aber es ist genau dieses vertraute Gefühl der Verbundenheit mit dem, woher wir kommen, das wir alle am Jahresende auf eine seltsame Art und Weise suchen und hier in Oakland finden können.
Frohe Weihnachten!